Wenn die Stadtwerke Merzig GmbH (SWM) eine EE-Anlage projektiert und baut, markiert diese den Stand der Technik. Die aktuelle hybride Agri-PV-Anlage verbindet z. B. Vorzüge wie Verträglichkeit mit der Landwirtschaft und netzdienliches Verhalten in idealer Weise. Pascal Malburg, bei den SWM Abteilungsleiter Energiedienst-leistungen & Erneuerbare Energien, verrät in Teil 3 unserer Interview-Reihe, u. a. wie es gelungen ist, diese Vorteile unter einen Hut zu bringen.

Welches sind die wesentlichen Besonderheiten des geplanten Solarparks?

Bei diesem in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Projekt sind wir auf eine Sache besonders stolz. Früher haben Flächen, auf denen PV-Module installiert werden sollten, in der Regel davor einem anderen Zweck gedient, der geopfert werden musste. Das ist bei unserer Agri-PV-Hybrid-Anlage nicht der Fall. Die „alte“ Weidefläche unterhalb der konventionellen Süd-PV, wird auch künftig beweidet. Und die „alte“ Ackerfläche wird auch künftig von denselben Landwirten wie zuvor durch die Installation der Agri-PV Anlage als Acker genutzt werden.

Was bedeutet das für den Landwirt?

Bei uns ist die ursprüngliche landwirtschaftliche Nutzung der Flächen, auf denen der Solarpark entsteht, nur minimal eingeschränkt. Zusätzlich erhalten die Eigentümer der Fläche ein Nutzungsentgelt von uns. Wir ernten auf seinem Acker Solarstrom. Gleichzeitig wachsen auf demselben Acker nach wie vor Nahrungsmittel für die Menschen. Dasselbe gilt für die Tiere auf der Weide, deren Nahrungsangebot ebenfalls erhalten bleibt.

Welche technologischen Spezialitäten heben Sie bei dem neuen Solarpark besonders hervor?

Die neue PV-Anlage ist ein Hybrid, eine Kombination zweier unterschiedlich gearteter Solarfelder. Die Modul-Versionen I und II unterscheiden sich deutlich voneinander. Die Süd-PV verfügt über klassische, nur auf einer Seite aktive Solarmodule, wie sie üblich und am preiswertesten zu beschaffen sind. Version II, die Agri-PV-Module, mit in Ost-West-Ausrichtung senkrecht aufgestellten Paneelen funktioniert mit teiltransparenten – vergleichbar mit den Gläsern einer Sonnenbrille – bifazialen Modulen, die in der Lage sind, Sonneneinstrahlung einschließlich ihres reflektierten bzw. diffusen Anteils in Strom umzuwandeln. „Bifazial“ bedeutet, dass sich aktive Solarmodule sowohl auf der Vorder- als auch auf Rückseite der Gestelle befinden.

Was macht den Vorteil bei dieser Kombination aus?

Kombiniert sieht die „erfolgreiche Arbeitsteilung“ der beiden Modul-Versionen so aus, dass die Süd-PV-Module den besten Stromertrag in den Mittagsstunden liefern, wenn die Sonne steil am Himmel steht. Während die Agri-PV-Module ihre besten Erträge morgens und abends erzielen, wenn die Sonne flach steht. Aus dieser Konstellation ergibt sich ein gleichmäßigeres Lastprofil, das über den Tag verteilt eher dem tatsächlichen Verbrauchsverhalten entspricht, sodass sich die Hybrid-Anlage „netzdienlich“ verhält.

Worin liegt der Unterschied zwischen den Modul-Versionen?

Bifaziale Module haben, was Wirkungsgrad und Ertrag angeht, im Vergleich zu Süd-PV ihre Stärken bei bewölktem Himmel und diffusem Licht. Sie kommen analog auch in so genannten PV-Zäunen zum Einsatz, die immer häufiger von Eigenheimbesitzern wegen desselben Effekts als harmonische Ergänzung zu herkömmlichen Dach-PV-Anlagen eingesetzt werden. Was den Ertrag angeht, erzeugt eine Agri-PV-Anlage durch ihre bifazialen Module je Kilowatt-Peak (kWp - Nennleistung) in Summe rund 10 % mehr Strom als eine so genannte Süd-PV-Anlage.

Wie hoch wird der Ertrag nach Ihrer Einschätzung ausfallen?

Eine Prognose ist ohne real erfasste Daten zum jetzigen Zeitpunkt schwierig. Im Jahresmittel werden wir circa 1.100 kWh je kWp Strom erzeugen, während eine Süd-PV-Anlage allein hier um die 1.000 kWh liegt. Gegenüber einer isolierten Betrachtung des Stromertrags überwiegen bei unserer Hybrid-PV-Anlage die Vorteile – Stichwort Netzdienlichkeit –, die sich durch das gleichmäßigere Lastprofil ergeben, das sich enger an das Verbrauchsverhalten der Bevölkerung anlehnt.

Lesen Sie im vierten Teil „SWM: Solarpark Merchingen-Brotdorf“ unter anderem, welche Kriterien in Bezug auf die zur Verfügung stehenden PV-Flächen weshalb über das optimale Konzept der Anlage entscheiden.

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