In den Gemarkungen Merchingen und Brotdorf ist die Stadtwerke Merzig GmbH (SWM) gerade dabei, eine hybride Agri-PV-Anlage zu errichten. Neben zahlreichen Vorzügen des Projekts haben es die Planer des Solarparks geschafft, den „alten Zielkonflikt“ zwischen landwirtschaftlicher und energetischer Nutzung auf ein und derselben Fläche technisch zu lösen. Erfahren Sie im zweiten Teil unserer Interview-Reihe rund um die neue Hybrid-PV-Anlage u. a. wissenswerte Hintergründe des hybriden Konzepts, das die SWM bei ihrem aktuellen EE-Projekt verfolgen.

Wie haben Sie es geschafft, die Eigentümer Ihrer „Wunschfläche“ für Ihre Pläne zu gewinnen?

Das ist ein zentraler Aspekt. In unserem Fall war das insofern eine glückliche Fügung, da es sich bei etwa der Hälfte um Flächen der Bundesregierung handelte, die wir als Stadtwerke kaufen konnten. Sofern kommunale Betriebe wie wir Projekte in Verbindung mit der Energiewende planen, haben diese hier ein Vorkaufsrecht. Den übrigen Teil konnten wir anpachten, nicht zuletzt da die vorherige Nutzung annähernd fortgeführt werden kann. So konnten wir die für unsere Zwecke optimalen Flächen zu etwa gleichen Teilen sowohl pachten als auch erwerben und sind somit unabhängig in all unseren Entscheidungen, um das PV-Projekt gesamtwirtschaftlich gesehen möglichst positiv auszugestalten.

Das Konzept der in ihre Umgebung eingepassten hybriden PV-Anlage klingt recht komplex. Wäre es nicht viel einfacher gewesen, auf eine konventionelle PV-Anlage und maximalen Stromertrag zu setzen?

Das ist teilweise richtig. Die gewissenhafte Auslegung dieses nach unseren Maßstäben optimalen Projekts hat tatsächlich sehr viel Zeit in Anspruch genommen und uns große Anstrengungen abverlangt. Zu solch einer hohen „Anfangsinvestition“ ist von vornherein eher ein kommunaler Versorger bereit, der all seine Entscheidungen auch noch in 20 Jahren in der Öffentlichkeit vertreten und Fragen der Menschen in seiner Region mit gutem Gewissen beantworten können will.

Sie haben sich also irgendwann entschieden, auch die Belange der Landwirte miteinzuplanen?

Richtig. Am Anfang standen bei uns verschiedene Anlagenkonstellationen zur Debatte. Auch wir hätten eine konventionelle Anlage auf allen Flächen bauen können. Dann hätten wir unter Umständen doppelt so viel Ertrag gehabt. Auf der anderen Seite hätte das aber auch bedeutet, dass die vorherige Nutzung damit beendet ist; mit großer Wahrscheinlichkeit zum Unmut des betroffenen Landwirts. Zur Wahrheit gehört eben auch, dass jegliche Unzufriedenheit, die die Stadtwerke Merzig in ihrem Bestreben, die Erneuerbaren auszubauen, in Merzig erzeugen, die Arbeit bei Folgeprojekten erschwert. Angesichts immer knapper werdender Flächen wären zum Beispiel Probleme bei der nächsten Akquise und/oder ungleich aufwendigere Baumaßnahmen vorprogrammiert – wir hätten z. B. unser eigenes Netz ausbauen müssen.

Wie dürfen wir uns die Chronologie dieser Entscheidungskette vorstellen?

In den Anfängen, als die Landesregierung neue Flächen ausgewiesen hat, stand noch gar nichts fest von wegen einer Hybrid-Anlage oder der gemeinsamen Nutzung des Netzes mit der Windkraft. All diese Lösungen haben sich erst auf der Suche nach den perfekten Flächen peu à peu herausgebildet - während der eingehenden Situationsanalysen und nicht zuletzt durch unsere langjährige Expertise, die wir über die Jahre gewonnen haben. Am Ende haben wir jede infrage kommende, das heißt, verbleibende Fläche isoliert betrachtet und versucht, die Belange der Bevölkerung sowie jene aller beteiligten Akteure bestmöglich mit dieser Auswahl in Einklang zu bringen. Das war sehr viel Arbeit. Aber ich wage zu behaupten, dass es uns bei diesem Standort sehr gelungen ist.

Lesen Sie in Teil drei „SWM: Solarpark Merchingen-Brotdorf“, der in der nächsten Ausgabe erscheint, unter anderem, wie es die im Bau befindliche hybride Agri-PV-Anlage mit ihren technologischen Spezialitäten und Alleinstellungsmerkmalen schafft, so viele Vorteile wie die Verträglichkeit mit ihrer Umgebung und der Landwirtschaft oder ihr netzdienliches Verhalten unter einen Hut zu bringen.