Die Stadtwerke Merzig GmbH hat nach vierjähriger Planungsphase pünktlich mit den Arbeiten an ihrem neuen Solarpark begonnen. Die Hybrid-PV-Anlage Merchingen-Brotdorf ist ein weiterer Baustein ihrer Ausbau-Offensive der erneuerbaren Energien, die die Stadtwerke Merzig vor mehr als einem Vierteljahrhundert begonnen haben und bis heute mit viel Herzblut vorantreiben. Sie ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert und besitzt schon jetzt Modellcharakter. Der hybride Solarpark setzt sich aus zwei Anlagenarten – einer konventionellen und einer Agri-PV-Anlage – zusammen.

In unserem „großen PV-Interview“ stellt der Abteilungsleiter Energiedienstleistungen & Erneuerbare Energien, Pascal Malburg, dieses Projekt vor und verrät nach und nach wissenswerte Hintergründe, die nahelegen, dass diese PV-Anlage eine Bereicherung für die gesamte Region ist.

Herr Malburg, welche Rolle spielen erneuerbare Energien für die Stadtwerke Merzig?

Bereits seit gut 25 Jahren ist die Erzeugung der erneuerbaren Energien ein Wesensmerkmal der Stadtwerke Merzig. Geprägt von unserem Leitsatz: „Die Zukunft der Energieversorgung ist dezentral und erneuerbar.“ Parallel zu unserem Engagement in der Daseinsvorsorge hat der Ausbau der erneuerbaren Energien dabei sukzessiv an Bedeutung gewonnen. Regenerative Energien sind zu einer der tragenden Säulen geworden, mit der wir die Zukunftsfähigkeit der Stadtwerke Merzig absichern. Heute steigert jede neue EE-Erzeugungsanlage den Wert unseres Unternehmens und leistet einen wichtigen Beitrag zu stabileren und fairen Strompreisen und mehr Unabhängigkeit von externen Energie-Importen.

Wie ist die Idee zu der neuen Agri-PV-Anlage entstanden?

Die Idee ist schon sehr früh entstanden. Alles hat damals mit der ersten Freiflächen-PV-Anlage auf der ehemaligen Deponie in Fitten angefangen. Heute erzeugt diese gemeinsam mit insgesamt 16 PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden in Merzig bei einer Gesamtleistung von rund 3.500 kWp in Summe mehr als 3,3 Millionen kWh Strom. Das entspricht dem jährlichen Durchschnittsstrombedarf von etwa 950 Haushalten. Dann sind wir im Raum Merzig an einem Punkt angelangt, an dem es für Freiflächenanlagen keine geeigneten Flächen mehr gab. Das hatte zunächst einen Stillstand des PV-Ausbaus bis 2018 zur Folge.

Wie ist es Ihnen gelungen, diesen Stillstand zu beenden?

An einen „Runden Tisch Photovoltaik auf Agrarflächen“ hat das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr damals, um der Flächenknappheit für die Errichtung von PV-Anlagen zu begegnen, so genannte landwirtschaftlich benachteiligten Flächen für die PV-Nutzung „geöffnet“, EEG-Förderung inklusive. Von denen gibt es im Raum Merzig einige. Plötzlich kamen neue landwirtschaftlich genutzte Flächen ins Spiel, die davor für den Ausbau der PV aufgrund der typischen Konflikte mit der Landwirtschaft nicht infrage kamen. Dabei handelt es sich um Landstriche, die aufgrund ihrer natürlichen Bedingungen wie schlechtere Bodenqualität oder ungünstige topographische Gegebenheiten, Einschränkungen für die landwirtschaftliche Nutzung mit sich bringen. Noch am selben Tag haben wir mit den Planungen zum neuen Freiflächen-PV-Projekt begonnen, wollten unbedingt den Beweis antreten, dass es auf diesen Flächen möglich ist, den alten Konflikt zwischen Landwirtschaft und Photovoltaik technisch zu lösen. In dieser Zeit – wir haben umgehend mit der Suche nach für unsere Zwecke am besten geeigneten Flächen begonnen – kam uns auch die Idee mit der Hybrid-Anlage.

Was hat dann den Ausschlag für die Gemarkungen Merchingen und Brotdorf gegeben?

Nachdem die saarländische Landesregierung jene benachteiligten Flächen auf einer speziellen Karte öffentlich ausgewiesen hatte, haben wir uns rasch für die Gemarkungen Merchingen und Brotdorf entschieden, da sie beim Thema Netzanschluss einen riesigen Vorteil mit sich bringen. Durch die Windparks in Merchingen, also ganz in der Nähe, war bereits ein Netz vorhanden, das wir für den Anschluss unserer neuen Hybrid-PV-Anlage uneingeschränkt mitnutzen konnten. Das bedeutete, dass wir keinen aufwendigen Netzausbau einplanen mussten. So waren wir in der Lage, Netzausbaukosten und Zeit einzusparen und auch der erforderliche Eingriff in die Natur fiel ohne neue Kabeltrassen äußerst gering aus.

Lesen Sie im zweiten Teil „Solarpark Merchingen-Brotdorf“, der am 25.09.2024 erscheint, unter anderem, welche Umstände dazu geführt haben, dass der Solarpark als hybride Anlage projektiert wurde und welche positiven Effekte dies auf die Landwirtschaft, die Umgebung und die Stabilität des Stromnetzes mit sich bringt.